Draussen unhergestreift

Was mir draussen auffiel, einfiel oder passierte

»Gar lustig ist die Jägerei« – Jagd und Jäger Teil 12

Autor , am 24. November 2013

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Das mag wohl jeder gerne sehen!Was ist denn nun das Ergebnis aus alldem, was ich hier geschrieben habe?

Ich habe beschrieben, was ich erlebt oder beobachtet habe, was ich gedacht habe und manches erwähnt, was ich von externen Quellen aufgefangen habe.

Sicher erscheint es an manchen Stellen so, als wenn einige Gedankengänge nicht zusammenpassen. Oder auch so, dass man sich fragt, warum einer, der nach Natur sucht, nach fünfjähriger Erfahrung die Jagd so total aufgegeben hat.

Diese Entscheidung ist ein Konglomerat aus all den Schattenseiten gewesen, die ich hier zusammengetragen habe. Das negative Erleben bei der Jägerei überwiegt für mich eben weit die positiven Aspekte.

Und dies erklärt die scheinbare Ungereimtheit, am liebsten 24 Stunden am Tag draußen abseits sein zu wollen, kein totaler Jagdgegner zu sein und trotzdem nichts mehr mit der Jagd, wie sie hierzulande ist, zu tun haben zu wollen.

Möglicherweise wäre ich bei der Jagd geblieben, wenn es zu der Zeit den Ökologischen Jagdverband mit seinen Grundsätzen und Zielen schon gegeben hätte und wenn dessen Vorstellungen flächendeckend zum Richtmaß geworden wären. Aber der gründete sich erst, als ich bereits mehr als 10 Jahre die Jägerei verlassen hatte und ist immer noch Vertretung einer Minderheit, wenn ich das richtig weiß. Es wird auch niemandem möglich sein, die Jagd aus ihrer abgehobenen Denaturierung in diesem Lande wieder zu einem naturkonformen Bestandteil des normalen Alltagslebens zurückzuverwandeln. Das ist reine Utopie. Und doch ist es der Traum, dessen Verwirklichung ich eigentlich träume: mehr Ursprünglichkeit leben zu können anstelle von bis in alle Einzelheiten durchgeplanter und kontrollierter Zivilisation, die ich unter dem Strich als hauptsächlich kranken Zustand empfinde.

Als ich beschloss, mich vom Besitz der Jagdwaffen, die mir nie sympathisch geworden sind, zu befreien und keinen Jahresjagdschein mehr zu lösen, stand dieses im Vordergrund: Ich mag nicht Tiere töten, wenn ich diese nicht wirklich selbst verwerten kann. Dazu gehört im ursprünglichen Sinn jagender Menschen auch das Teilen der Jagdbeute. Nicht aber gehört dazu, einen riesigen, auch finanziellen Aufwand zu treiben, um Tiere erschießen zu dürfen, der den Nutzen aus der Jagd mit wehenden Fahnen ad absurdum führt.

Riesensummen zu bezahlen für das Recht, ein Tier wegen einer Trophäe, des Tötungserlebnisses oder aus protzender Angabe zu töten, ist in meinem Empfinden eine unerträgliche Perversion und hat mit Jagd im Ursinne nichts mehr zu tun.

Ich möchte nicht mit jenen ignoranten Leuten in einen Pott geschmissen werden, die an überkommenen Vorstellungen festhalten, obwohl doch längst erwiesen ist, dass die Zusammenhänge von Natur, Tieren und Jagd anders gesehen werden müssen, als es die in ein paar Jahrhunderten weit abseits des elementaren Ursinns der Jagd entstandene Tradition befiehlt. Ich möchte unter gar keinen Umständen mit Leuten in einen Pott geschmissen werden, die die Tötung eines Tieres kaufen und sich darum reißen, Tiere erschießen zu dürfen; und nicht mit Leuten, die damit auch noch angeben und sich großartig fühlen, wenn sie ein möglichst starkes, spektakuläres Tier erschossen haben.

Und erst recht möchte ich mich an alldem nicht selbst beteiligen und nicht mit den Lusttötern unter den Jägern zwangsläufig immer wieder konfrontiert sein. Vielleicht »fehlt« mir ja ein »Jägergen«. Aber ich konnte über Abschüsse keinerlei Freude empfinden und habe vorab nie das ominöse Jagdfieber gehabt, was anderen manches Mal deutlich anzumerken war. Auf Tiere zu schießen war für mich immer verbunden mit so etwas wie dem Gefühl der Notwendigkeit, sich einer unangenehmen Pflicht zu entledigen. In etwa so, wie ich auch Schlachtetage nie erfreulich fand, sondern eben notwendig. Bei der Jagd war ich stets ähnlich froh, wenn die Sache erledigt war.

Vom Ablauf her ist es vollkommen egal, ob das geschossene Tier klein, groß oder sonstwie ist. Es ist ein Lebewesen überlistet (günstigsten Fall, weil dann nicht chancenlos), aus dem Hinterhalt überrumpelt oder getrieben, gehetzt und in eine ausweglose Situation gebracht worden. Vorstellungen, die ich immer schrecklich fand. Da ist der wohlgezielte Schuss aus heiterem Himmel auf ein ahnungsloses Tier wirklich die humanste Variante.

Getrieben flüchtendes Wild mochte ich nie sehen, ganz gleich ob Hase, Hirsch oder was auch immer.

Und dann wird es mit einer Waffe, die den Jäger von vornherein aus dem natürlichen Zusammenhang weit heraushebt, erschossen.

Leider höre ich bis heute, dass viele, wenn nicht die meisten Jäger ganz andere Ziele haben, als eine Harmonie mit Natur und Tierwelt zu suchen.

Man hat mir mal ziemlich überzeugend dargelegt, dass diese Tiertöter aus Leidenschaft bei dem, was sie da tun, Machtgefühle ausleben könnten. Wenn ich das Gesamtgehabe solcher Leute vergegenwärtige, wie ich sie erlebt habe, dann erscheint es mir so, als habe derjenige recht mit seiner Ansicht. Und es erklärt mir auch ein Stück mehr, warum ich mit solchen Personen nichts anfangen kann. Das Verlangen nach Macht ist mir nämlich ebenso fremd, wie ich jemand Macht über mich erlauben würde, das ist mir irgendwann klar geworden. Ich habe ein Verlangen nach Natur, Tieren, die am Leben sind, Toleranz, Harmonie und Friedfertigkeit. Und diese schließen wohl das Machtgierige einfach aus. Macht in welcher Richtung auch immer ist für mich allerdings klar eine Form des Unfriedens, dem man gezwungenermaßen entschieden einen Riegel vorschieben muss, wenn sich das Machtstreben gegen einen selbst richtet; sonst ist gegenseitige Neutralität und Akzeptanz in solchem Fall nicht wiederherstellbar.

Eine schaurige Vorstellung, wie solche machtgierigen Individuen offenbar ticken, denen das Töten von Tieren nicht Notwendigkeit sondern Lust, Freude, Gier, Trieb, Macht, alles zusammen oder was auch immer ist. Was für ein armes kleines Würstchen muss jemand in sich selber sein, auf den dieser Zusammenhang mit einem Bedürfnis nach Macht auf Kosten des Lebens der erschossenen Tiere wirklich zutrifft. In der Atmosphäre, die im Dunstkreis solcher Menschen herrscht, konnte ich mich nie wohl fühlen und das werde ich auch niemals können.

Neben der sie verbindenden Tötungsgier werden von Jägern über die Jagd allerlei weitere Verbindungen geknüpft, wie sich wohl jeder denken kann. Mit anderen Worten: Vor der Natur kommt das Geschäft. Eine Einladung zum Töten macht einfach sympathisch bei denen, denen so etwas gefällt. Da lässt sich manches Geschäft einfädeln oder sichern. Mit dem Wertvollsten, was sie haben, bezahlen unbeteiligte Tiere dafür – mit ihrem Leben.

Das Jagen als Lust am Hobbytöten ist für mich ein hanebüchener Zustand, der einer grundlegenden Renovierung bedarf. Das wahllose Töten bestimmter Tierarten, etwa von Rabenvögeln und Füchsen muss für meinen Begriff ein Ende haben.

Die Einbildung vieler Jäger, sie seien die Einzigen, die wirklich Bescheid wissen, wenn es um Natur und Wild geht, ist schon beinahe zum Lachen. Es gibt da nämlich haufenweise Leute, die meinen, dass ein Forscher nur falsche Ergebnisse unters Volk bringt und gar keinen Durchblick haben kann, wenn er selbst nicht Jäger ist.

Man hat also das Gefühl, dass viele meinen, nur wer Jäger sei, könne die Dinge draußen richtig sehen.

Ich meine aus eigener Erfahrung eher, dass das, was einem bei der Jägerausbildung und danach von den »altgedienten« Jägern eingetrichtert wird, den unvoreingenommenen, objektiven, freien Blick verstellt.

Die Einschränkungen, die vorgefasste Meinungen zwangsläufig beinhalten, werden ja geradezu vergöttert. Neue Ideen und das Abweichen von überkommen Vorstellungen wurden ungeprüft massiv abgelehnt. Zu oft habe ich erlebt, dass in Kreisen der Jäger sehr viele zu finden sind, die sich von der geistigen Sklaverei des geradezu dogmatisch Überlieferten und Erlernten nicht befreien wollen. Ich betone: Wollen.

Würden sie das wollen, dann könnten sie der Infragestellung ihrer zementierten Ansichten und Verhaltensweisen nämlich unbefangen, ohne Aufbrausen emotionsfrei und sachlich begegnen und die eigene Jagdausübung von sich aus und aus wahrem Interesse den neueren Erkenntnissen anpassen, anstatt im Überholten zu verharren und dieses wütend zu verteidigen. Sie müssten dann zwangsläufig von selbst darauf kommen, dass Dinge, die in der Vergangenheit entstanden sind, weder damals sachlich/fachlich richtig gewesen sein müssen noch erst recht heute Bestand behalten müssen, nur weil es einmal so eingebläut wurde und zur unantastbaren Gewohnheit geworden ist.

Die Massentöter von Krähen als Beispiel sind in rechthaberischer Weise nicht bereit, die Ergebnisse von Forschungen auf dem neuesten Stand in ihre Denk- und Verhaltensmuster einzubauen. Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, wie es möglich ist, dass heutzutage noch regelrechte Vernichtungsfeldzüge gegen Rabenvögel stattfinden.

Man will ganz offensichtlich mit aller Gewalt etwas zum Schießen haben.

Wie ist es denen nur möglich, dabei irgendeine Form von guter Laune zu empfinden?


1 Jagen? Warum eigentlich? – 2 Töten aus Lust oder Notwendigkeit? – 3 Hirsch tottrinken und anderes – 4 Katzen und neue Tierarten unerwünscht – 5 Wildarten-Durcheinander – 6 Jagd auf Füchse und als extensive Tierzucht – 7 Wildtiere, Wildschutz, Menschen, Jagd – 8 Abschreckendes von der Baujagd – 9 Hubertus von Lüttich, die Jägerei und ich – 10 Ueber Kraehen und andere Rabenvoegel – 11 Schadstoffe im Wild und Umweltschäden durch die Jagd12 Entscheidung gegen die Jagd in dieser Form – 13 Jagd unter Beschuss

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